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Spangenbarrenhort

Die Erforschung des frühbronzezeitlichen Spangenbarrenhortes von Oberding durch das Museum Erding

Der Kupferhort von Oberding wurde im Frühjahr 2014 am südlichen Ortsrand von Oberding, Landkreis Erding, im Vorgriff auf den Bau eines Wohnhauses durch eine Ausgrabungsfirma innerhalb eines bekannten Bodendenkmals (Siedlung und Gräber der frühen Bronzezeit) entdeckt. Er stammt aus der Zeit um 1700 v. Chr. Der Spangenbarrenhort wurde in zwei in-situ-Erdblöcken durch das BLfD (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege) geborgen und anschließend unter Laborbedingungen freigelegt. Der Fundkomplex befindet sich durch Ankauf im Eigentum der Stadt Erding und wird seither durch zahlreiche Kooperationspartner erforscht. Seit 2017 wird der spektakuläre Fund im Museum Erding dauerhaft in der Abteilung Archäologie präsentiert.

Spangenbarren und das Dezimalsystem

Spangenbarren gelten als bronzezeitliche Tauschgrundlage, sie sind genormte Rohmaterialstücke für die Weiterverarbeitung durch Bronzeschmiede bzw. -gießer, z.B. zur Herstellung von Waffen, Schmuck und Gerät. Besonderheit des Oberdinger Fundes: neben seinem zahlenmäßigen Umfang von insgesamt 796 Kupferbarren und knapp 82 kg Gesamtgewicht ist es die Auffindung des Oberdinger Hortes in einer typischen Siedlungsgrube, in der er am Rand in einer versteckten höhlenartigen Nische niedergelegt und deponiert wurde. Durch beste Überlieferungsbedingungen sowie die akribische Freilegung durch einen Restaurator gelang in Oberding der Nachweis der Anwendung des Dezimalsystems bereits zur Frühbronzezeit. Zumeist waren 10 Einzelbarren mit unterschiedlichen Einzelgewichten so zu einem Bündel zusammengeschnürt worden, so dass offensichtlich annähernd stets in Summe ein Kilogramm Kupfer für Handel und Tausch erreicht werden wollte.

Leihgaben und Publikationen

Bereits zweimal wurde Europas bislang umfangreichster Spangenbarrenhort als Leihgabe durch das Museum Erding anderen Ausstellungshäusern zur Verfügung gestellt: 2018 zur Bundesausstellung „Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“ im Martin-Gropius-Bau in Berlin und 2021/22 für die Landesausstellung „Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra – Neue Horizonte“ im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale). Bereits 2017 war in der museumseigenen Schriftenreihe eine erste Publikation erschienen. Aktuell werden durch ein Forschungsprojekt an der LMU München (Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie) sämtliche wissenschaftlichen Ergebnisse Dank Förderung durch die DFG zusammengeführt und für eine detaillierte Endpublikation durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege vorbereitet.

  • St. Gasteiger, Kooperationsprojekt – eine Menge bronzene Spangenbarren, Beachtlicher Hortfund der frühen Bronzezeit aus Oberding, Lkr. Erding. Denkmalpflege Informationen 161, 2015, 89-90.

  • M. Blana/ H. Krause/ J. Stolz, Seltener Fund in Oberding, frühbronzezeitlicher Spangenbarrenhort in zwei Blöcken geborgen. Archäologie in Deutschland 5, 2015, 4 mit Abb. S. 6.

  • J. Leicht/ Th. Stöckl, Ein Spangenbarrenhort der frühen Bronzezeit aus Oberding. In: M. Pfeil/ C. S. Sommer (Hrsg.), Das Archäologische Jahr in Bayern 2014 (Stuttgart 2015), 46-48.

  • J. Stolz, Computertomographie-Analysen an Blockbergungen aus Oberding – bisher größter bekannter Spangenbarrenhortfund. Denkmalpflege Informationen 163, 2016, 51-53.

  • J. Stolz/ H. Krause, 809 Spangenbarren aus Kufper in Siedlungsgrube. Archäologie in Deutschland 6, 2016, 42.

  • R. Gschlößl, Oberdinger Kupferschatz. Spangenbarrenhort wird restauriert. Bayerische Archäologie 2, 2016, 9.

  • Stadt Erding (Hrsg.), Spangenbarrenhort Oberding. Gebündelt und vergraben – ein rätselhaftes Kupferdepot der Frühbronzezeit, Museum Erding, Schriften 2 (Erding 2017).

  • H. Krause & S. Kutscher, Oberdinger Spangenbarrenhort gibt sein Geheimnis preis. Das 4. Archäologische Sommersymposium im Museum Erding beschäftigt sich mit dem außergewöhnlichen Fund. In: Bayerische Archäologie 2, 2017, 54.

  • St. Gasteiger, Der frühbronzezeitliche Spangenbarrenhort von Oberding – Abschluss eines Erfolgsprojektes. Denkmalpflege Informationen 167, 2017, 60-61.

  • B. Seewald, Methodenreihe des Zentrallabors im BLfD. Teil 10: Mobile und stationäre Röntgenfluoreszenzanalyse. Denkmalpflege Informationen 167, 2017, 62-65.

  • Chr. Later, Wissenschaftlicher Triathlon – Fachtagung, museale Präsentation und Begleitpublikation zum Hortfund von Oberding im Museum Erding, Denkmalpflege Informationen 167, 2017, 83-85.

  • J. Stolz, Erste Nachweise des Dezimalsystems? Der frühbronzezeitliche Spangenbarrenhort von Oberding. In: Restauro, Zeitschrift für Konservierung und Restaurierung 8, 2017, 14-19.

  • S. Kutscher, Der frühbronzezeitliche Spangenbarrenhort von Oberding, Lkr. Erding. Erste Ergebnisse, Archäologische Informationen 40, 2017, 423-433. Internet: http://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/42526 

  • H. Krause, S. Kutscher, C. Metzner-Nebelsick & E. Pernicka, Kupferbarren – europäische Währung der Frühbronzezeit? AiD 3, 2018, 22-23.

  • H. Krause, S. Kutscher, C. Metzner-Nebelsick, E. Pernicka, B. Seewald & J. Stolz. Europas größter Spangenbarrenhort: Der frühbronzezeitliche Kupferschatz von Oberding. In: M. Wemhoff & M. M. Rind (Hrsg.), Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland (Petersberg 2018), 167-169. 

  • H. Krause & C. Metzner-Nebelsick, Gegossen, gebündelt, verschnürt und vergraben – Die Kupferbarren aus Oberding. In: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.), Aufgedeckt. Highlights der Bayerischen Bodendenkmalpflege (München 2019), 29-36. Download unter: www.blfd.bayern.de/medien/publikation-aufgedeckt_2019.pdf 

  • C. Metzner-Nebelsick, E. Pernicka, S. Kutscher & H. Krause, 82 kg gebündeltes Kupfer. Der frühbronzezeitliche Spangenbarrenhort von Oberding – Erster Nachweis des Dezimalsystems in Mitteleuropa?, In: H. Meller & M. Schefzik (Hrsg.), Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra – Neue Horizonte, Begleitband zur Sonderausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale), 4. Juni 2021 bis 9. Januar 2022 (Halle/Saale 2020), 152-155.

  • S. Kutscher, Gewichte, Barren Münzen. Ring- und Spangenbarren als Wertträger der frühen Bronzezeit. In: Archäologie in Deutschland, Heft 4 2023, S. 22-25.
  • S. Kutscher, Die frühe Bronzezeit zwischen Isar und Inn im Erdinger Land (Oberbayern) – Untersuchungen zum Spangenbarrenhort von Oberding und der Siedlungslandschaft im direkten Umfeld. In: K. Massy, J.-H. Bunnefeld & Chr. Horn (Hrsg.), Soziale Hierarchien zwischen Tradition und Innovation in der Bronzezeit Europas, Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 106 (Langenweißbach 2023), S. 309-332.